Eckarts
Lehrstunde aus Funk 3/2001 Das Soundmodem
Packet Radio mit der Soundkarte unter Windows
Die
Soundkarte eines Computers lässt sich hervorragend als
DSP-Controller (DSP = digital signal processing) verwenden. Deshalb
entwickeln Funkamateure immer mehr Programme, mit denen man
Amateurfunk-Sonderbetriebsarten ohne Hardware nur mit Hilfe der
Soundkarte durchführen kann. Für den Betrieb von
Packet Radio mit einem Modem benötigt man unter Windows eine
Zusatzsoftware, beispielsweise FlexNet. Sie werden in diesem Bericht
lernen, wie man das Programm Soundmodem konfiguriert und im
nächsten Heft der Funk, wie man Flexnet32 für Windows
installiert und wie man dann die Soundkarte als Modem für
Packet Radio unter Paxon verwenden kann.

Dazu
werden Treiber benötigt. Tom Sailer, HB9JNX hat bereits 1997
Treiberprogramme entwickelt, mit denen man mit einer
handelsüblichen Soundkarte unter "FlexNet" Packet Radio unter
DOS betreiben kann. Man benötigt kein Modem mehr und auch kein
TNC. Lediglich eine kleine Elektronikschaltung wird benötigt,
mit der man die PTT des Transceivers steuern kann. Eine Schaltung
für die PTT über die serielle Schnittstelle ist im
Bild 6 wiedergegeben. Allerdings war die Installation von Flexnet unter
DOS nicht gerade einfach. Ich habe dies in der Lehrstunde Funk August
1998 ausführlich beschrieben. Inzwischen gibt es
32-Bit-Treiber für Windows 95/98. Unterschied TNC - Modem - Soundmodem
Digitale
Datenübertragung - auch Packet Radio - funktioniert im Prinzip
dadurch, dass man die beiden Zustände ein - aus
(0 - 1) durch Töne ersetzt, bei Packet Radio "AFSK" mit 1200
Baud sind es die Töne 1200 und 2200 Hertz. Ferner muss eine
bestimmte Impulslänge für ein Bit festgelegt werden,
die sich aus der zur Verfügung stehenden Bandbreite ergibt. Im
Amateurfunk kann man bei 25 Kilohertz Bandbreite und der Modulationsart
AFSK (audi frequency shift keying) 1200 Bit pro Sekunde
übertragen. Man spricht von 1200 Baud oder 1K2. Mehr zu diesem
Thema "Bit pro Sekunde" oder "Baudrate" finden Sie auf meiner Homepage
unter Lehrgang -
Lektion 19. 
Bild 1: Die verschiedenen Arten, Packet Radio zu
betreiben Diese Töne mit einer bestimmten
Impulslänge können auf verschiedene Art und Weise
erzeugt werden (Bild 1). Die intelligente Hardwarelösung
arbeitetet mit einem TNC, einem Terminal Net Controller,
der einen eigenen Prozessor hat, um die Bits zu erzeugen und einen
Modulator enthält, der die Töne erzeugt. Für
die Ansteuerung benötigt man nur ein einfaches Terminalprogramm
oder ein Hostemodeprogramm, um die Befehle oder die
Daten an den TNC zu übertragen. Die Verbindung vom Computer
zum TNC erfolgt über die serielle Schnittstelle (COM1, COM2,
...). Dies funktioniert sowohl unter DOS als auch unter Windows oder
Linux ohne Probleme. Die
nächste Möglichkeit ist eine Sparlösung, bei
der man die Baudrate mit Hilfe des Computers selbst erzeugt und nur ein
Modem anschließt, das die Impulse mit den beiden
Tönen moduliert. Diese Hardware ist natürlich viel
billiger, da kein Prozessor mehr notwendig ist. Unter DOS funktioniert
diese Lösung auch einwandfrei, aber unter Windows ergeben sich
Probleme. Das Betriebssystem Windows (ab Windows 95 ist es erst ein
Betriebssystem) nämlich steuert die serielle Schnittstelle
selbst. Wenn der Prozessor mit anderen Aufgaben stark
beschäftigt ist, ruht die Übertragung über
die Schnittstelle für Millisekunden. Dies
ist bei einer reinen Übertragung von Befehlen oder Daten, wie
diese beim TNC notwendig ist, kein Problem. Wenn aber die Baudrate
für den Modembetrieb bereits im Computer erzeugt wurde, darf
diese dann nicht mehr durch Pausen gestört werden. Man muss
also Windows "verbieten", diese Schnittstelle zu steuern. Die Steuerung
muss Windows entzogen werden und in einem Programm selbst erzeugt
werden. Dazu haben die Programmierer unter den Funkamateuren eine Reihe
von Lösungen entwickelt, die unter den Abkürzungen
TFX, TFPCX, WinTNC, FlexNet bekannt sind. FlexNet ist die neueste und
intelligenteste Lösung. Also: Will man ein Modem unter Windows steuern,
benötigt man außer dem Packet Radio-Steuerprogramm
noch eine Zusatzsoftware, beispielsweise FlexNet.
Weil
die Computer immer leistungsfähiger werden, geht der Trend
dahin, dem Computerprozessor im Zusammenspiel mit einer Soundkarte nun
auch die Aufgabe zu übertragen, aus den Bits auch noch die
Töne zu erzeugen. Dann benötigt man nicht mal mehr
ein Modem. Dies ist die reine Softwarelösung. Es wird nur eine
Kabelverbindung vom NF-Ausgang des Transceivers zur Soundkarte und
umgekehrt und eine kleine Elektronik für die Steuerung der PTT
benötigt.  Bild 2: Die Dateien für das Soundmodem
Die Software aus dem Internet oder aus der Mailbox
Für
diese Softwarelösung benötigt man nun außer
dem Packet Radio-Steuerprogramm und der Zusatzsoftware FlexNet
noch ein Programm, das die Soundkarte als DSP-Controller
nutzt und die Töne erzeugt. Man nennt es "Soundmodem". Diese
drei Programme müssen natürlich auch richtig zusammen
arbeiten. Tom Sailer, HB9JNX, hat solch ein Programm geschrieben, das
man auf seiner Homepage http://www.baycom.org/~tom/ham/soundmodem/ für
Windows, für Linux und für Sparc Solaris finden kann.
Es ist sehr modular aufgebaut und besteht aus vielen einzelnen
Komponenten (Bild 2). Welche Teile im Einzelfall benötigt
werden, braucht uns als Anwender nicht zu interessieren. Belassen Sie
alle Dateien in einem Verzeichnis. 
Bild 3: FlexNet aus der Mailbox
Sie
benötigen für den Betrieb von Packet Radio mit
Soundmodem die Zusatzsoftware FlexNet. Diese findet man in den Packet
Radio-Mailboxen. Im Bild 3 ganz oben sieht man, dass bereits am 28.
Oktober 2000 die neuesten FlexNet32 Dateien von DL1RNJ eingespielt
wurden. Allerdings hat die Binärdatei 211 Kilobyte, was
für Packet Radio eine ganze Weile Übertragungszeit
beanspruchen wird. Leider ist die Software noch zu neu, als dass sie
auf der "Software CD 2001" enthalten sein könnte.

Bild 4: Die Dateien von Flexnet 32 im
ZIP-Verzeichnis Wenn Sie die Datei vollständig empfangen
haben, entsteht daraus eine ZIP-Datei (Bild 4), die man entpacken muss.
Die Dateien müssen in das gleiche Verzeichnis entpackt werden,
wo das Soundmodem auch zu finden ist. Achten Sie darauf, dass die
ersten vier Dateien in Bild 4 mindestens vom 25.10.00 sind (Update).
Bis dieser Bericht erscheint, gibt es vielleicht schon wieder ein
Update. Die Software-Vorbereitungen wären getroffen. Als
nächstes folgen die Hardware-Vorbereitungen.
 Bild 5: Die Verbindungen Computer - Transceiver
Die Verbindungen Computer - Transceiver
Erstellen
Sie eine Verbindung vom NF-Ausgang Ihres Transceivers zum NF-Eingang
(Line IN) der Soundkarte des Computers. Verwenden Sie
möglichst den Datenausgang Ihres Transceivers, nicht den
Lautsprecherausgang vor allem dann, wenn Sie auch 9K6-Packet machen
möchten. Erstellen Sie eine Verbindung vom NF-Ausgang der
Soundkarte zum Dateneingang des Transceivers. Wenn dieser keinen extra
Dateneingang hat, kann man auch den Mikrofoneingang verwenden, muss
dann aber die NF-Spannung mit einem Spannungsteiler auf ein Hundertstel
zurück nehmen. Zur Steuerung der PTT kann ein Schalttransistor
mit Widerstand und Diode nach Bild 6 verwendet werden, den man in den
Stecker für die COM-Schnittstelle einbauen kann.
 Bild 6: Die PTT-Schaltung von HB9JNX
 Bild 7: Die Konfiguration für das
Soundmodem Die
Konfiguration des Soundmodems Nachdem
alle Vorbereitungen für die Software und für die
Hardware getroffen wurden, kann es nun mit dem Einrichten der Programme
los gehen. Als erstes konfigurieren wir das Soundmodem. Starten Sie zu
diesem Zweck die Datei soundmodemconfig.exe. Es
entstehen zwei Fenster, eines mit schwarzem Hintergrund (DOS) und ein
Windowsfenster Soundmodem Configurator. Klicken Sie
der Reihe nach auf File - New - Configuration (Bild
7) und tragen Sie dort bei "Configuration Name" eine Bezeichnung ein,
unter der Sie diese Konfiguration später eindeutig wieder
finden, beispielsweise "Soundmodem". 
Bild 8: Die Auswahl der Soundkarte
Klicken
Sie im Soundmodemkonfigurator auf den eben erstellten Namen und
wählen Sie auf der rechten Seite unter IO
(input/output) soundcard (Bild 8) und
wählen Sie bei Output Driver und bei Input
Driver Ihre Soundkarte aus, die der Konfigurator bereits
gefunden haben müsste. Wählen Sie bei PTT
Driver die Schnittstelle aus, über die Sie
später den Transceiver steuern wollen. 
Bild 9: Die Einstellung der Modulationsart und der
Baudrate Klicken Sie nacheinander auf File - New -
Channel und prüfen Sie, ob die vorgeschlagene
Senderverzögerung (TX-Delay) mit 150 Millisekunden
für Ihren Transceiver in Ordnung ist. Ändern Sie
gegebenenfalls diesen Wert. Klicken Sie im linken Feld auf diesen Kanal
(Channel - Bild 9) und wählen Sie sowohl beim Modulator als
auch beim Demodulator die Modulationsart aus. Bei 1K2-Packet (1200
Bits/s) wird afsk verwendet mit den Tonfrequenzen
1200 und 2200 Hertz. Diese Werte sind bereits eingetragen,
können aber geändert werden. Erzeugen
Sie nun noch einen zweiten Kanal, Channel 1 über File
- New - Channel. Konfigurieren Sie diesen für 9K6
FSK (Bild 10).  Bild 10: Ein zweiter Kanal für 9K6
Die erste Diagnose
Nun
wird es spannend, ob Ihre Soundkarte angesprochen wird. Starten Sie
erneut die Datei soundmodemconfig.exe, markieren
Sie Channel 0 und klicken Sie auf Diagnostics und
dann auf Modem. Wenn Sie eine Meldung sehen wie in Bild 11, haben Sie
leider Pech gehabt. Ihre Soundkarte wird zur Zeit nicht
unterstützt. Allerdings ist noch nicht alles verloren.
Prüfen Sie, ob nicht bereits FlexNet läuft. Sie sehen
dies, an der bunten "Feder" rechts unten in der Taskleiste. Schalten
Sie es so lange aus. Prüfen Sie dann, ob Sie im Verzeichnis Windows\System
die Datei dsound.dll haben. Sie wird bei der
Installation von "DirectX" von Windows installiert. Wenn nicht, holen
Sie sich die Datei beziehungsweise das gesamte "DirectX" von der
Microsoft Homepage http://www.microsoft.com/ oder
von irgend einer Internet-CD und installieren Sie es.
 Bild 11: Dieser Fehler wird angezeigt, wenn die
Soundkarte nicht aktiviert werden kann Es kann
aber sein, dass auch bei Vorhandensein dieser DSOUND.DLL die Sache
nicht läuft. Bei meinen Versuchen habe ich festgestellt, dass
das Soundmodem nicht mit der Soundkarte von meinem ALDI-PC zurecht kam.
Leider weiß ich noch nicht, woran dies liegt. Aber auf meinem
Laptop lief das Soundmodem einwandfrei. 
Bild 12: Diagnose des Soundmodems
Wenn
die Soundkarte angesprochen werden kann, wird bei Diagnostics
- Modem ein Bitzähler gestartet, der auch ohne
angeschlossene Signalquelle im unteren Fenster lauter Einsen zeigt
(Bild 12). Klicken Sie mit der Maus auf PTT und Sie müssen
einen Rechteckton hören können. Schließen
Sie nun den NF-Ausgang des Packet Radio-Transceivers an und starten Sie
unter Diagnostics das Scope.
Aus den Lautsprechern des PC müssen Sie die Packet-Signale
hören können und im Bild des Oszilloskops
müssen Signale wie im Bild 13 zu sehen sein. Ist nur eine
dünne grüne Linie zu sehen, wird keine NF empfangen.
Starten Sie den Soundmixer von Windows durch Doppelklick auf das
Lautsprechersymbol in der Taskleiste und prüfen Sie, ob der
NF-Eingang (Line-In) auch tatsächlich aktiviert ist.

Bild 13: Diagnose des Soundmodems mit der
Oszilloskopfunktion Sind
Signale wie im Bild 13 vorhanden, müssen Sie im schwarzen
DOS-Fenster bereits Packet Radio Texte lesen können (Bild 14).
Glückwunsch! Sie haben es geschafft. Experimentieren Sie noch
etwas mit der Lautstärkeeinstellung bei Line-In, bis die
DCD-LED bei jedem Paket einwandfrei gelb leuchtet. Die
Lautstärke sollte eher etwas zu leise als zu laut eingestellt
sein. 
Bild 14: Empfangssignale im DOS-Fenster bei der
Diagnose  Bild 15:
Empfangssignale im Windows-Fenster bei der Diagnose
Bei
1K2-Packet dürfte es ansonsten keine weiteren Probleme geben.
Mit 9K6 ist es viel schwieriger. Die NF kann nicht einfach aus dem
Lautsprecherausgang des Transceivers entnommen werden, da die
Bandbreite dort viel zu gering ist. Es wird ein 9K6-Datenausgang
benötigt. Gleiches gilt auch für das Sendesignal.
Prinzipiell geht aber auch 9K6-Packet mit dem Soundmodem.
Nun
muss noch das Packet Radio-Programm für das Soundmodem
eingerichtet werden, wozu FlexNet 32 benötigt wird und
konfiguriert werden muss. Dies beschreibe ich im nächsten Heft
der FUNK. Als Packet Radio-Programm werde ich Paxon verwenden, da
dieses FlexNet sehr gut unterstützt. Zum Teil 2 des
Berichtes:  ©
2001 Eckart K. W. Moltrecht, DJ4UF 
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